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VEI - Expedition

CHILE


Augen der Wüste




Reisedauer: 8 Tage
Reise: Mai 2004
Teilnehmer: nur Chris


Der Nevado Ojos del Salado ist mit 6893 Metern der höchste Vulkan dieser Erde. Er liegt im nörlichen Chile östlich der Minenstadt Copiapo. Die umgebende Landschaft ist eine trockene bunte Wüste mit Salzpfannen und Sodaseen.

Chile

Im Mai 2004 war Chris auf einer Sondierungsreise in Chile. Obwohl es eigentlich gen Winter schritt im Land Chile, wagte er den Verusch den höchsten Vulkan der Erde, den 6893 m hohen Nevado Ojos del Salado, zu besteigen. Es war "grenzwertig" aber erfolgreich.

Tres Cruces Laguna Verde Ojos
Zu den Bildern: Ohne 4x4wheel geht nichts im Schnee (Bild Links); Ein durch die Trockenheit und den Dauerfrost mumifiziertes Pferd an der Laguna Verde (Bild Mitte); Mit gut 35 kg Gepäck geht es in dünner Luft zum Ojos (Bild Rechts)
Eis am Ojos Nachbarn Ojos
Zu den Bildern: Durch Wind ausgeblasene Firnschneefelder bei minus 25°C (Bild Links); Die Nachbarn (weit über 6000 m) des Ojos (Bild Mitte); Chris beim Abstieg vom 6893 m hohen Ojos (Bild Rechts)

Ojos Besteigung

27. Mai 2004

Mit dem ersten Sonnenstrahlen (7:00Uhr) des Tages verlasse ich die Hütte an der Laguna Verde. Der warmgelaufene Wagen schnurrt die ersten Meter prima, dann beginnt ein ungeheures Klappern und Surren hinter dem Instrumentenbrett. Ich halte an und siehe da, das Geräusch ist weg. Vorsichtshalber schaue ich in den Motorraum ob nach alle Zahnriemen da sind. Also einer fehlt stelle ich verblüfft fest, was hoffentlich so seine Richtigkeit hat. Gut ich fahre also mit dem Klappern weiter und da nun die Tachonadel auf der Anzeige zwischen 0 und 100 km/h wild hin und her springt, gehe ich davon aus, dass eben nur der Tacho kaputt ist. Sonst bin ich mit dem großen roten Toyota Hilux, genau genommen in einem Nachbau aus Brasilien, sehr zufrieden. Die Kabine des Fahrzeuges hat neben Fahrer und Beifahrersitz noch eine Sitzbank dahinter. Dann folgt die Ladefläche auf der ein zweites Ersatzrad und ein 60 Liter Benzinkanister fixiert sind. Die Füllung des 60 Liter Kanisters ist für die Rückfahrt vom Hochland nach Copiapo gedacht.
Um 8:00Uhr erreiche ich - Klappern hin oder her - ein Refugium bei 4535 Metern Höhe, das bis zu 12 Leute beherbergen könnte, wenn es nicht in einem so desolaten Zustand wäre. Dort deponiere ich 4 Liter Trinkwasser unter Kartons und Müll versteckt. So ist die Notreserve auch etwas gegen die Kälte isoliert. Im kleinsten Gang der "Low" schleiche ich von dort eine sandige Piste durch ein breites Tal hinauf. Oft verteilen sich die Fahrspuren im gesamten Flussbett. Auch ich weiche mehrfach größeren Schneewehen auf dem Hauptweg aus und fahre stattdessen vorsichtig durch das Flussbett. Nach 7 km Strecke und dem ersten Radwühlen im Sand stelle ich den Hilux ab. Immerhin sind 7 km weniger laufen besser als nichts. Fahrexperimente alleine ohne Sandbleche und vor allem ohne große Erfahrung hier an so einem Ort wären schlicht töricht, dazu muss ich in Hinsicht auf die Rückfahrt immer Schneefall berücksichtigen.
Um 9:15Uhr schwinge ich mir den gut 28 kg schweren Rucksack (14 Liter Wasser plus Ausrüstung) auf den Rücken, dazu 4 kg in einer Tasche vor dem Bauch. Die Temperatur ist zum Wandern angenehm kühl. Dazu tief blauer Himmel und die bunte Wüste. Geräusche gibt es nicht so viele, nur das Quietschen und Ächzen des schweren Rucksacks. Obwohl ich nicht außer Atem bin muss ich doch öfter stehen bleiben, weil mir die Last auf dem Rücken das Blut zu den Beinen abzuschnüren scheint. So geht es 4 Stunden ansteigende Geländewellen und kleine Ebenen, teils auf sandigem, teils auf Lavabrocken Untergrund, bis zum Refugion Atacama in 5270 Meter Höhe. Glücklicherweise ist bei dem schönen Wetter das Auffinden eines orangen 5 Meter langen und halb so breiten Wohncontainers in einer braun, grau, schwarzen Landschaft kein Problem. Die ausgefahrene Straße am Container zeugt davon, dass die Anfahrt sogar bis hier schon mal möglich ist. Der Container ist ein klasse Luxus und erübrigt den Aufbau meines zur Sicherheit mitgebrachten Zeltes. Im Container gibt es 2 Doppelbetten, einen kleinen Tisch und einen Stuhl. Ich richte mich ein und koche gemütlich. Mit dem Sonnenuntergang wird es draußen unerträglich kalt. Also blicke ich ein letztes mal zur greifbar nahen Spitze des Ojos und verkrieche mich im Schlafsack inklusive vieler Anziehsachen und etwas Trinkwasser, das unter keine Umständen gefrieren soll.

28. Mai 2004

Um 3:00Uhr schellt der Wecker und mein erster Blick geht auf das Thermometer, was 12 Grad unter Null anzeigt. Na gut, dass ich die meisten Wasservorräte unter meine im Schlafsack eingepackten Beine gelegt habe war also nicht verkehrt. So sind diese weitestgehend ungefroren. Zwei Wasserflaschen hat es allerdings erwischt. Eine ist halb, eine andere Flasche voll gefroren. Immerhin, es ist windstill draußen und die Sterne funkeln, das stelle ich fest als ich kurz mein persönliches Wasser draußen ablasse. Nach einem halten Liter heißen Tee und Müsliriegeln packe ich meinen Rucksack. Dazu verstaue ich 5 Liter Wasser in einem Schlauch innerhalb meines Schlafsacks, denn auf keinen Fall darf das Wasser auf der Tour einfrieren. Dann wäre ich geliefert. Weitere Dinge im Rucksack sind die Erste-Hilfe, Ersatzsocken, Wertsachen, Kamera, Filme, GPS, Kekse, Müsliriegel, und eine Skibrille. Das dürfen zusammen so gut 13 kg sein, was in diesen Höhen nicht grade wenig ist.
Gegen 4:00Uhr starte ich mit ziemlich allen Kleidungsstückn am Körper, die ich mit hier hoch geschleppt habe. Zwei Paar Socken, lange Unterhose; Badehose, halblange Unterhose, Trekkinghose, Windhose, Kunstfaser shirt, T-Shirt aus Baumwolle, Skihemd, Hemd, Pulli, Windjacke, Handschuhe, Sturmhaube, Mütze, Mund und Nasenschutzband. Bei nahezu Windstille und ca. 16 Grad unter Null geht es recht angenehm eine sandige Piste von diesem Refugium bis zum nächsten in 5820 m Höhe. Dort mache ich kurz Halt und frühstücke einen Riegel. Dieses Refugium - Tejos genannt - ist gut doppelt so groß wie das Refugium Atacama und hat einen Schlafsaal und 6 Betten, dazu 2 Aufenthaltsräumen. Es dürfte hier oben nun gut 20 Grad unter Null sein und auch mit dem Sonnenaufgang um 7:15Uhr ändert sich das nicht sonderlich, denn einsetzender Wind kühlt gegen die Strahlung der Sonne. Nun geht es immer steiler ein Flanke hinauf. Der Untergrund ist gefrorener Sand, also ganz gut zu laufen. Kleinere Felsbrocken liegen verstreut rum. Ein paar bizarre Firnschneefelder lassen sich umlaufen, andere überquere ich, wobei der Altschnee trittsicher ist. Höhenprobleme verspüre ich zunächst keine, wobei ich alle 10 Schritte anhalte und einmal tief nach Luft schnappe. Ein kleines Übel ist der eisige Wind. Bei jedem Hantieren ohne Handschuhe, sei es fotografieren, GPS-Punkte setzen oder pinkeln, frieren die Hände fast ein. Innerhalb von Sekunden schmerzen die Finger und es dauert jedes Mal Minuten, bis die Fingerspitzen zurück im Handschuh wieder halbwegs warm sind. Auch die Zehen haben anfangs vor Kälte geschmerzt. Jetzt spüre ich nichts mehr, was eher ein schlechtes Zeichen ist. Zu diesem Kaltefüße- Problem fällt mir leider keine Lösung ein. Vielleicht weil Denken bei so wenig Sauerstoff ohnehin schwer fällt. Immerhin komme ich auf die geniale Idee, mir kleine Plastiktüten und darüber dicke Trekkingsocken über die Handschuhe zu stülpen, damit so eine Art Windstopper und eine zusätzliche Wärmeschicht entsteht.
Um 11:00Uhr erreiche ich 6500 m. Leichte Schleierwolken jagen am Himmel längs. Der Wind wäre wohl jetzt eher als Sturm zu bezeichnen. Die Bergflanke ist mit rund 40 Grad Steigungswinke auch kein Spaziergang mehr was dazu führt, dass meine vormals ruhige Atmung nun zu einem Hecheln verkommen ist. Bei so ungefähr 6700 m will ich wieder einen GPS-Punkt setzen und stelle fest, dass neben meinen Fingern nun auch noch das GPS-Gerät - vielmehr das Display - eingefroren ist. Na gut, dann mache ich statt dessen eben ein Foto von der tollen Landschaft und dem astronomisch blauen Himmel, aber auch bei dem Gerät tut sich nichts mehr. Auch eingefroren bzw. Zusammenbruch der Batterie. Etwas frustriert stapfe ich weiter. Jeder Schritt wird nun zur Mühe. Dann endlich ist ein Berggrat erreicht, über den es nun flacher gen Gipfelblock (2 Spitzen) führt. Eine leichte Senke mit Schnee tut sich unter mir auf, wohl ein alter Krater. Der Kopf brummt nun leicht, was entweder an der Kälte, der engen Mütze, Sauerstoffmangel, Müdigkeit oder einfach an all diesen Dingen zusammen liegt. Dann endlich stehe ich im Sturm vor dem letzten Hindernis auf der Route. Ca. 20 m geht es zwischen den Spitzen eine Scharte mit Blöcken und Stufen rauf. Zum Glück nicht so steil wie ich dachte und mit einem alten Fixseil. Wenigstens ist es hier etwas weniger windig. Nach einer Trinkpause beginne ich auf allen Vieren in der Wand hoch zu krabbeln. Die Gewissheit kurz unter dem Gipfel zu sein hilft unheimlich und dann auf einmal schlägt mir wieder Wind ins Gesicht.
13:15Uhr, Der mit Steinbrocken bedeckte längliche Gipfelbereich ist eine Art Katzenbuckel. Nach zwei Minuten Blicke in alle Richtungen verjagt mich der Sturm. Foto und GPS hole ich schon gar nicht mehr raus, des wäre viel zu kalt für die Finger um die Geräte zu bedienen, wenn sie dann funktionieren würden. Außerdem würde wohl mein Rucksack beim Ablegen sofort vom Sturm weggeblasen. Gebückt steige ich wieder in die Rinne. Noch einmal puscht mich Adrenalin beim Blick in die Tiefe. Dann auf der Schräge jagen mir Gedanken zur Wetterstabilität durch den Kopf. So eile ich förmlich immer schneller die Firnschneefelder und Aschehalden bis zum Refugium Tejos.
Es ist 15:00Uhr und ich bin nun wieder in relativ sicherem Gelände und Sauerstoff reichen Gefilden. Eine Stunde späte erreiche ich mein Nachtquartier, das Refugium Atacama. Über den Sonnenuntergang um 18:00Uhr hinweg feiere ich den ungewöhnlichen Tag mit allerlei tollen Speise: heißer Tee, Kekse, Knäckebrot und Pilzcremesuppe. Nur mein Zehen wollen nicht so ganz mitfeiern.

29. Mai 2004

Um 6:30 verlasse ich die Hütte und stapfe noch im Halbdunkeln die Hänge hinab. Endlos scheint der Weg und es ist mir schleierhaft, wie ich das mit über 30 kg Gepäck hoch geschafft habe. Die Sonne geht nach einer Stunde endlich hinter den Bergspitzen auf und wärmt ein wenig. Meine Zehen sind während des Marsches nach wie vor gefühllos was sich auch erst ändert, als ich überglücklich das Auto erreiche und die Schuhe ausziehe. Jaul, jetzt spüre ich die Zehen, allerdings eher schmerzhaft. Gut alles hat seinem Preise. Ich blicke noch einmal zurück zum Ojos, grinse breit, steige dann ins Auto und brumme davon.
...


Hier noch ein paar Daten zur Chilereise

Notwendige Dokumente und Impfungen:
- Ein Reisepass mit 6 Monaten Gültigkeit ab Einreisedatum ist erforderlich.
- Für Deutsche ist bei der reinreise nach Chile kein Visa erforderlich. Andere Nationalitäten sollte ggf. ein Visa rechtzeitig beantragen.
- Eine gültige Gelbfieberimpfung muss nur bei der Einreise dokumentiert (Impfpass) werden, falls Ihr Euch kurz vor der Reise in einem infizierten Gebiet aufgehalten haben. Wir empfehlen auf jeden Fall eine Impfung gegen Hepatitis A (eventuell B), Thyphus, Polio und Tetanus.

Zollerklärung:
Jegliche Film und Fotoausrüstung ist bei der Einreise und der Ausreise zu deklarieren, um Probleme zu vermeiden.


Weitere Daten und Vulkaninfos stehen auf der Seite: Vulkane CHILES

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